BMBF-PROJEKT EMOADAPT

Ethik und Geschichte

Ethical Legal and Social Aspects (ELSA)

Als ELSA bzw. ELSI wird eine medizin- und bioethische Forschungsrichtung bezeichnet, die die ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekte von moderner lebenswissenschaftlicher Forschung untersucht. Das Ziel von ELSA-Forschung besteht darin, bereits im Zuge des Forschungsprozesses auf potenzielle Gefahren und Risiken sowie auch nicht-intendierte Effekte und Triebkräfte neuartiger lebenswissenschaftlicher Technologien hinzuweisen und Lösungsvorschläge zu entwickeln. Die Forschungsergebnisse sollen sowohl unmittelbar in das Forschungsprojekt einfließen als auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, um einen wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussions- und Reflexionsprozess zu initialisieren.

Im Vordergrund der im Forschungsprojekt „EmoAdapt“ implementierten ELSA-Forschung stehen Fragen nach den ethischen, sozialen und gesellschaftlichen Konsequenzen, wenn Maschinen mithilfe des Wissens von menschlichen Emotionen und Dispositionen wie ein kooperativer Partner agieren und somit die Mensch-Maschinen-Interaktion (brain-computer-interfacing) nachhaltig beeinflussen oder auch steuern können. Auf der Grundlage neuerer Forschungen, etwa zur Technik- und Wissenschaftsgeschichte und Bio- und Medizinethik, sowie in Diskussion mit anderen Forschungsgruppen (etwa zu human-brain-interfaces oder brain-enhancement) werden unter einer ethischen und historisch-kulturwissenschaftlichen Forschungsperspektive die gesellschaftliche Bedeutung sowie der fortwährende Wandel des Beziehungsverhältnisses zwischen Menschen, Maschinen und Emotionen analysiert. Hierdurch können Wandlungsprozesse sowie diskursive Ausprägungen und damit verbundene Chancen und Risiken sowie auch ethische und soziale Reglementierungen von Forschungen zur Mensch-Maschine-Interaktion erarbeitet werden. Die gewonnenen Ergebnisse werden durch paradigmatische Fallstudien vertieft und der Forschungsgruppe sowie der Öffentlichkeit in Form von Vorträgen und Beiträgen als Diskussions- und Reflexionsgrundlage zur Verfügung gestellt.
Ein besonderes Forschungsfeld behandelt ELSA als Forschungsrichtung, die im Zuge des Humangenomprojektes 1990 begründet wurde und als Ergebnis eines Wandlungsprozesses verstanden werden kann, der mit dem rasanten medizintechnischen Fortschritt sowie einem veränderten bzw. sich wandelnden Verhältnis zwischen Menschen und Maschinen und schließlich auch Emotionen unmittelbar verbunden ist. Trotz einer mittlerweile starken förderungspolitischen Bedeutung und einer Vielzahl von Forschungsprojekten werden die konzeptuellen Grundlagen und Perspektiven insbesondere im deutschsprachigen Raum jedoch kaum diskutiert. Dies ist umso bedauerlicher, da ELSA-Forschungen wichtige Kontroll- und Regulierungsfunktionen innerhalb moderner lebenswissenschaftlicher Forschungen einnehmen. Die Untersuchung von ELSA/ELSI als Forschungsrichtung geht somit über die unmittelbaren Themenkomplexe hinaus und leistet einen Beitrag zur Medizin- und Bioethik insgesam

Drei Forschungsschwerpunkte:

I. ELSA als Forschungsrichtung
- Historische Entwicklung als Anzeiger von diskursiven Verschiebungen, so genannten Modernitätsprozessen sowie Veränderungen infolge des technologischen und lebenswissenschaftlichen Fortschritts
- Spezifische Entwicklung und Ausrichtung in Deutschland
- Einbettung von ELSA in Gefüge von Medizin- und Bioethik, Zukunftsforschung und Technikfolgenabschätzung
- Problematisierung und Weiterentwicklungen

II. Mensch-Maschinen-Interaktion
- Mensch-Maschine als historisch-kulturwissenschaftlicher Forschungsgegenstand sowie prägende Deutungskonzepte (Fortschrittsoptimismus, Kulturpessimismus, Nutzenimperativ, anthropologische Konstanten (Werkzeug), 19. Jahrhundert als szientistische Sattelzeit (Vermessung der Welt))
- Bedeutung, Entwicklung und Wandel von Maschinen im historischen Kontext (insbesondere seit 19. Jahrhundert)
- Gesellschaftliches Verhältnis und Wechselwirkungen zwischen Menschen und Maschinen
- Beispiel: Sience-Fiction Literatur:

- Mary Shelley (1797-1851), Frankenstein oder der moderne Prometheus (1818);
- Jules Verne (1828-1905), 20.000 Meilen unter dem Meer (1869/70);
- Herbert George Wells (1866-1946), Der Krieg der Welten (1898)

III. Mensch-Emotionen
- Emotionen als historisch-kulturwissenschaftlicher Forschungsgegenstand sowie prägende Deutungskonzepte (Disziplinierung, Zivilisierung, rationale Vernunft und irrationale Gefühle, Wiederentdeckung der Gefühle, unsichere Analysekonzepte)
- Emotionen als Erfindung des 18. Jahrhunderts
- Exemplarische Analyse eines Gefühls, etwa Angst

Letzte Änderung: 25.09.2018 - Ansprechpartner:

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